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Geschichte - St. Vitus Venhaus

Kirchturm St. Vitus, VenhausDie wechselvolle Kirchengeschichte von St. Vitus ist eng verbunden mit den jeweiligen Besitzern der Burg Venhaus. Der Ort Venhaus im südlichen Emsland wird 1177 erstmalig erwähnt. Joan Matthias Recke residierte auf dem Gut Venhaus. Im 12. Jahrhundert gehörten die Höfe (Güter) im Gebiet Venhaus-Spelle politisch zur Grafschaft Tecklenburg. Kirchlich unterstanden sie dem Bischof von Münster.

Im Volksmund hieß es: „An den Galgen nach Münster, auf den Friedhof nach Lünne“. Damit waren Gerichtsbarkeit und Kirchenzugehörigkeit für die Bevölkerung klar zugeordnet. Zwischen den Grafen von Tecklenburg und dem Bischof von Münster gab es immer wieder Grenzstreitigkeiten. Davon war auch der Ritter Johann von Langen betroffen. Um 1400 mussten die Tecklenburger Grafen größere Besitzungen an das Bistum Münster abtreten, dazu gehörte auch das Gut Venhaus.

Nachkommen der Familie von Langen nutzten die Gelegenheit und errichteten an der Aa in Venhaus eine Wasserburg. Diese Befestigung an der Aa kam dem Bischof von Münster sehr entgegen, denn durch die neue Burganlage auf seinem Hoheitsgebiet war die Grenze zwischen dem Bistum Münster und der Grafschaft Tecklenburg leichter zu überwachen.

Gedenktafel anlässlich des Jubiläums 2019Um 1580 gingen das Gut und die Burganlage Venhaus durch Heirat an das Grafengeschlecht von Ripperda über. Nach dem Tod von Baltasar von Ripperda ließ die Witwe Sophie von Ripperda 1619 an die bestehende Wasserburg einen Querflügel als sogenanntes Herrenhaus anbauen. Dieser Neubau diente den Venhäusern später als Kapelle.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde die Burg 1623 fast völlig und nach dem Wiederaufbau im Jahre 1647 nochmals teilweise zerstört. Nur ein Teil des Herrenhauses, die heutige Kirche, blieb einigermaßen erhalten. Der Wiederaufbau der Burg verursachte hohe Schulden für die Burgbesitzer. Diese Verschuldung führte dazu, dass die Burg Venhaus 1668 versteigert wurde.

Orgelempore

Den Zuschlag erhielt Mathias von der Recke. Die neuen Besitzer stellten den Venhäusern eine umgebaute Scheune für die Gottesdienstnutzung zur Verfügung. Dieser Umbau bot aber nicht allen Kirchenbesuchern Platz. Deshalb gingen viele Venhäuser an Festtagen zum Gottesdienst in das Kloster Bentlage. Dabei mussten sie mit einer Pünte die Ems überqueren.

Am Neujahrstag 1688 kam es zu einer Katastrophe. Die völlig überladene Pünte kenterte auf der Hochwasser führenden Ems. In den Fluten ertranken 92 Kirchenbesucher.
Nach dem Unglück wurden auf Veranlassung der Gutsbesitzerfamilie von der Recke im Herrenhaus mehrere Räume umgebaut. So war nun ausreichend Platz für alle Venhäuser Gottesdienstbesucher geschaffen.

Pfarrhaus, Haus des Burgherrn auf Venhaus

1876 wurde das Gut Venhaus nebst Kapelle und Vikarwohnung sowie den vorhandenen Ländereien von der Witwe des verstorbenen Besitzers an Franz Engelbert von Landsberg-Velen verkauft. 1882 übernahm die Kapellengemeinde das Gut Venhaus. Auf Anraten des Notars Brawe aus Lingen wurde eine Venhauser Genossenschaft gegründet, deren Zweck es war, die Kapelle mit der Vikarwohnung zu unterhalten und die finanzielle Absicherung des Geistlichen zu übernehmen. Die Venhäuser leisteten viel, um aus der einst dunklen Burgkapelle eine stilvoll schöne Kirche zu gestalten.

 

Blick auf die Burganlage

Die Genossenschaft bestand bis 1970. Danach wurde sie dem Bistum Osnabrück mit allen Rechten und Pflichten übertragen. Am 1. November 1973 wurde St. Vitus Venhaus Kuratie und damit eine Kirchengemeinde mit eigenem Seelsorgebezirk. St. Vitus ist bis heute eine eigenständige Pfarrgemeinde, die zur Pfarreiengemeinschaft Spelle gehört.

(Pressemeldung zur "Kirche des Monats" im Juli 2016)