Sakramente - Zeichen der Liebe Gottes

Taufe

Die Taufe des Neugeborenen fand in der Regel in den ersten Lebenstagen statt – ohne Anwesenheit der Mutter. Dafür war die Hebamme immer mit dabei, dazu natürlich der Vater und die Paten.

Für viele Frauen ist bis in die heutige Zeit hinein prägend in Erinnerung, dass sie einige Wochen nach der Geburt (nach dem Wochenbett) erst wieder „ausgesegnet“ werden mussten. Vorher ging die junge Mutter nicht wieder in die Kirche und zu den Sakramenten. Für diesen Segen wurde die Frau entweder von hinten oder gar von draußen durch den Pastor und die Messdiener abgeholt und durch eine eigene Segensfeier wieder „aufgenommen“.

Dieser Brauch stammt im Ursprung wohl noch aus dem Jüdischen, erinnert aber auch an das Fest „Darstellung des Herrn“, das bis zum II. Vaticanum auch „Maria Lichtmess“ oder aber „Reinigung Mariens“ hieß.

Nach dem II. Vatikanischen Konzil änderte sich der Brauch immer mehr in einen „Muttersegen“ und dann in den „Segen für Vater und Mutter“.

Der Taufstein befand sich in der alten Kirche ganz hinten rechts in einer Ecke, daneben stand der Beichtstuhl. 1976 fand der Taufstein in der Venhauser St. Vitus-Kirche seinen neuen Platz , als im Rahmen einer Renovierung der alte Venhauser Taufstein ausgetauscht wurde.

 

Erstkommunion

Gerhard Rekers erinnert sich an seine Erstkommunion im Jahr 1907:

„Die Vorbereitungen begannen schon Allerheiligen mit dem Kommunionunterricht, der  Dienstags und Donnerstags nachmittags in der Kirche für jeweils reichlich eine Stunde stattfand. Jede Woche wurde eine kleine Zeitschrift „Das Kommunionglöcklein“ verteilt. Zur ersten Heiligen Kommunion kamen die 13-jährigen; der Unterricht wurde pünktlich ausgeführt und nur, wer ganz dringend verhindert war, durfte fehlen.

So kam denn der große Tag näher, und etwa drei Wochen vorher wurde eine Generalbeichte abgelegt, da die Kinder bereits vom neunten oder zehnten Lebensjahr ab gebeichtet hatten.  Die häuslichen Vorbereitungen waren damals nicht allzu groß. Die Taufpaten, sofern sie noch lebten, überbrachten kurz vorher jeder ein Geschenk. So überreichte mir meine Großmutter ein Gebetbuch „Brot der Engel“. Der Kommunionanzug wude fast immer bei Kerks gekauft: die Jungen hatten einen schwarzen Anzug, lange Hosen, hohe schwarze Schnürschuhe und weißen Kragen mit weißem Schlips. Das Haar war kurz geschnitten. Die Mädchen trugen ein ziemlich langes, schwarzes Kleid und ein Kränzchen im Haar, an dem ein weißer Schleier befestigt war.

Pünktlich Viertel vor neun Uhr kam Pastor Schulte zur Schule, wo wir warteten. Unter feierlichem Geleit, Gesang und Glockengeläut wurden wir zur Kirche geleitet. Die Jungen nahmen in der vordersten Bank der Männerseite und die Mädchen links Platz.

Pastor Schulte liebte das Einfache, und so ging die Feier ohne jeden Aufwand, aber doch gerade deshalb in sehr würdiger Weise vor sich. Wir waren mit 13 Jahren gut vorbereitet, und wurden auch nicht durch umfangreiche häusliche Feiern von der eigentlichen Bedeutung des Festes abgelenkt.

Nach der Kirche gingen wir gemeinsam zu Kerks, wo wir mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden. Anschließend begaben wir uns zum Lehrer, der uns gratulierte und ein eigenhändig unterschriebenes Bild überreichte. Beim anschließenden Besuch beim Herrn Pastor ging es genauso.

Nachmittags um halb drei gingen alle zur Andacht.
(entnommen aus dem Buch von „Timmergerd“)

In den 40er Jahren änderte sich das Fest geringfügig – vor allem in der Kleidung der Kinder. Die Mädchen trugen weiße Kleider, bei den Jungen sind weiße Kniestrümpfe und kurze Hosen auffällig. Auf Veranlassung von Papst Pius X war nach 1910  das Alter der Erstkommunionkinder herabgesetzt worden; bereits im Alter von acht oder neun Jahren fand das große Fest statt. Dazu gab es aus den älteren Jahrgängen sog. „Führ-Engelchen“, die die Kommunionkinder von Frankmölle ausgehend in die Kirche begleiteten. Den Unterricht übernahm der Lehrer oder die Lehrerin. Genannt werden aus der Erinnerung vor allem Frl. Rosemann und Schulleiter Moneke. Zu den Geschenken kamen noch Gotteslobe, Rosenkränze und Kreuze hinzu.

Herbert Schweer erinnert sich an seinen Erstkommuniontag:

An den Empfang meiner 1. Hl. Kommunion in der alten St. Johannes Pfarrkirche in Spelle kann ich mich noch gut erinnern. Geboren wurde ich im August 1948 in Spelle und habe die Nachkriegszeit und Entbehrungen noch  erleben dürfen.

Schon am Samstag vorher war eine Tante gekommen und half meiner Mutter beim Backen der Kuchen und Aufbau der Festtafel in unserer „guten“ Stube. Sie kam auch am Sonntagmorgen wieder, bereitete während unserer Abwesenheit das Festessen vor und nahm schon die ersten Glückwunschkarten entgegen.  Die Überbringer, meist Nachbarkinder, erhielten als Dank eine Schokolade.

Der Empfang der 1. Hl. Kommunion am „Weißen Sonntag“ war für uns Kinder ein besonderes Ereignis. Mädchen in weißen Kleidern und Jungen im dunklen Anzug mit kurzer Hose trafen sich mit den Müttern im Gasthaus Wilhelm Frankmölle. Schulleiter Andreas Moneke hatte mit unserer Klassenlehrerin alles gut vorbereitet und sorgte für die nötige Ordnung. Vom Lokal aus zogen wir mit Pfarrer Wilhelm Thye  feierlich mit Festgeläut in die Kirche ein. Da man früher die Kommunion nur nüchtern empfangen durfte, hatten einige Kinder auch vor Aufregung gesundheitliche Probleme. Nach dem Gottesdienst warteten im Elternhaus schon einige Nachbarn und enge Verwandte mit Glückwunschkarten und im Gegensatz zu heute mit kleinen Geschenken. Rosenkränze, Gebetbücher und kleine Kreuze durften auf keinem Gabentisch fehlen. Noch gut kann ich mich an einen großen Stapel von Schokoladen erinnern. Üppige Geldgeschenke gab es nicht. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit der Familie, Paten und nähere Verwandten läuteten schon wieder die Kirchenglocken und luden zur Festandacht ein. Pfarrer Thye übergab den Kommunionkindern anschließend ein kleines Geschenk zur Erinnerung an die 1. Hl. Kommunion.

Nach der Kaffeetafel saßen unsere Gäste in gemütlicher Runde zusammen und erzählten sich manches „Dönken“ aus der „guten alten Zeit“. Während es durchaus üblich war, eine Flasche Schnaps im Hause zu haben, wurden abgezählte Bierflaschen der Marke „Rolinck“ und  „Handelsgold“ Zigarren vom Gastwirt Rudolf Segers geholt. Wir Kinder spielten mit den Geschwistern und Cousins auf dem Hof Fußball. Als der Ball im Geäst hängen blieb, bin ich zur „Freude“ unserer Mutter mit dem Kommunion Anzug in den Baum geklettert.

Hildegard Holtkötter erinnert sich:
Unter Pastor Wocken änderte sich der Ritus der Erstkommunionfeiern erheblich. Von 1962 bis 1985 gab es keine weißen Kleider, also keine feierliche Kleidung für die Kinder. Werktags gingen nach einer Vorbereitungszeit zwei bis drei Kinder zur „Frühkommunion“, oft im Rahmen der Schulmessen. Abschließend fand dann eine schlichte gemeinsame Feier aller Kinder des entsprechenden 2. Schuljahres statt.

 

Firmung

Wie auch heute noch kam grundsätzlich alle vier Jahre entweder der Bischof oder der Weihbischof zur Visitation. Dazu gehörte wie auch jetzt die Spendung der Firmung. Anders als heute war es aber nicht üblich, dass in den „Zwischenjahren“ ein Vertreter aus dem Domkapitel zur Firmung kam. Das hatte zur Folge, dass mindestens vier Jahrgänge gleichzeitig gefirmt wurden.

Ich erinnere mich an meine eigene Firmung kaum, außer, dass ich immer noch das Bild vor Augen habe, wie wir nacheinander nach oben in den Altarraum zogen und nach der Firmung auf der anderen Seite wieder zurückgingen. Wir waren viele: ein Blick in die Kirchenbücher zeigt, dass es die Jahrgänge 1956, 1057, 1958 und 1959 waren, die am 07.06.1968 von Bischof Helmut Hermann Wittler gefirmt wurden.

Firmunterricht erteilte uns Pastor Wocken; heute sagt man zur Didaktik auch „Frontalunterricht“. Vieles musste auswendig gelernt werden und wurde dann abgefragt. Dafür gab es auch nur einige Treffen; die Vorbereitungszeit war kurz. (Rita Brüggemann)

Unsere Fotos bezeugen den Besuch von Weihbischof von Rudloff aus dem Jahr 1958; von dieser Firmung für die Jahrgänge 1940-1945 stammt auch das Andenkenbildchen, das uns zur Verfügung gestellt wurde.

 

Hochzeit

Die meisten Hochzeiten wurden Dienstags gefeiert. Am Hochzeitstag hatten die Nachbarn schon in  der Frühe alle Hände voll zu tun: die Frauen mit der Bereitung des Mittagsmahls, die Männer um die Herrichtung von Tischen und Bänken.

Die Brautleute gingen mit den Verwandten, Bekannten und den Nachbarn, die abkömmlich waren, zur Brautmesse, die ganz schlicht und ohne Predigt gefeiert wurde. Die Braut trug ein schwarzes Kleid, dazu ein Myrtenkränzchen auf dem Kopf, dazu ein bis zum Kleidersaum reichender weißer Schleier, dazu schwarze Strümpfe und hohe schwarze Schnürschuhe; der Bräutigam trug einen bis zu den Knien gehenden schwarzen Frack, hohe Schnürschuhe, einen weißen Schlips und schwarzen Hut.

Nach der Brautmesse kehrte die Gesellschaft in die Gaststätte Frankmölle oder Segers ein zum Frühstück; im Anschluss ging man zum Pfarrhaus, um sich eintragen zu lassen.

Inzwischen gab es im Gasthaus ein Tänzchen, um danach – endlich – zum Mittagsmahl ins Hochzeitshaus zu gehen. Ein ganzer Brautzug setzte sich in Gang. Bei der Tafel ging es recht lustig zu; und wurden Reden gehalten; allen voran sprach der Pastor, der ja im Brautamt nicht gepredigt hatte.

Nachmittags nahm die Zahl der Gäste noch zu. Dies waren entfernte Verwandte und Freunde, die nur für einen „halben Tag“ geladen waren.

Am Mittwoch, also am Tag danach, feierten die Nachbarn, die bisher nur Arbeit geleistet hatten, endlich Hochzeit und wurden von der Braut bekocht und bedient.

 (Aus dem Buch „Timmergerd – Erinnerungen von Gerhard Rekers bis 1914).